Unsere Geschichte

Der Unitas-Verband blickt auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurück, von denen einige wenige herausragende Stationen im Folgenden einen kleinen Überblick bieten.

 

 

1847 - Der Unitas-Verband entsteht

Im Mittelpunkt der Ereignisse: Das preußisch gewordene katholische Rheinland. 1847 finden sich Studenten aus dem Ruhrgebiet zur Gründung des ersten Unitas-Vereins an der Bonner Universität zusammen. Ein Jahr vor der Revolution von 1848 geben sie sich nach dem Fluss ihrer Heimat den Namen "Ruhrania".

Doch das landsmannschaftliche Prinzip allein genügt ihnen auf Dauer nicht. Seit 1850 bereitet sich die Gründung der Unitas vor: Der aus Essen-Werden stammende Theologe Hermann Ludger Potthoff (1830-1888), der als Stifter des Unitas-Verbandes gilt, stellt die Ruhrania auf eine eindeutige religiöse Grundlage: die wissenschaftliche Betätigung, die Vereinsfeste und das Lebensbundprinzip. Im Wintersemester 1855/56 wechselt der bisherige Präses der Unitas-Salia, Ferdinand Rheinstädter (1834-1889), an die Universität Tübingen. Seit dem 8.12.1855 bilden die "Coeten" Bonn und Tübingen den Gesamtverein "Unitas", einen Einheitsverband, der ursprünglich nur katholische Theologen aufnimmt. Fortan entstehen gemäß dem Verbandsprinzip neue Unitas-Vereine - immer ausgehend von bestehenden Vereinen. So gründet am 26.1.1859 zusammen mit Bonner und Tübinger Unitariern Franz Hülskamp (1833-1911) den Unitas-Coetus Münster, am 31.1.1875 wird Unitas Würzburg gegründet.

1887 - Zeit der Neugründungen

Im Kulturkampf wird die "klerikale Unitas", der Zusammenschluss der geistlichen Alten Herren, verboten. Als danach die Konvikte wieder geöffnet werden und Theologiestudenten in diese einziehen müssen, droht die Unitas auszubluten. Der Verband muss reagieren: Die außerordentliche Generalversammlung in Neuss 1887 beschließt die Umwandlung des theologischen Gesamtvereins Unitas mit einzelnen Coeten in einen für alle Fakultäten offenen "Verband wissenschaftlicher katholischer Studentenvereine" - nur die Unitas Frisia Münster bleibt ein reiner Theologenverein. Die Idee der Gründer trägt.

Von 1898 bis 1918 erlebt der Unitas-Verband einen großen Aufschwung. Den Neugründungen von Freiburg (1895) und Straßburg (1898) folgen Marburg (1899), Berlin, München, Heidelberg und Paderborn (1900), Göttingen (1902), Kiel (1908), Aachen (1911), Frankfurt (1917). Hinzu kamen drei weitere Unitas-Vereine in Münster. Zu Beginn des ersten Weltkriegs zählt der älteste katholische Studenten- und Akademikerverband Deutschlands als einer der größten Korporationsverbände in Deutschand und Österreich fast 70 aktive Ortsvereine zwischen Königsberg und Straßburg, Breslau und Hamburg, Innsbruck und Paris. Von 725 Aktiven und etwa 1600 Alten Herren standen bei Kriegsende 1918 noch 1200 unter Waffen, 240 Unitarier - die größte Zahl aus allen Verbänden - fielen im Krieg.

1922 - Bekenntnis zur demokratischen Republik

In der Weimarer Republik erlangt der Unitas-Verband eine ungeahnte Bedeutung. Die zuvor trotz ihrer Größe im politischen Sinne eher ein Innenleben führenden katholischen Verbände tragen jetzt aktiv zum Aufbau des neuen demokratischen Staates bei. Die Unitarier Franz Hitze und Joseph Mausbach wirken bei der Ausarbeitung der Reichsverfassung mit, viele Unitarier sind in den Landesparlamenten Bayerns, Badens, Württembergs, Sachsens und anderen deutschen Mittelstaaten, viele im Reichstag. Sie tun es in enger Verbindung mit der Zentrumspartei, den vielfältigen katholischen Verbänden, mit der christlichen Arbeiterbewegung und wissenschaftlichen Vereinigungen.

Besonders attraktiv ist der Verband, der von seinen alten und jungen Mitgliedern ein konsequentes und klares Bekenntnis zur jungen Republik fordert, für die Kriegsheimkehrer, die vom aus der katholischen Jugendbewegung in den UV geströmte Neustudententum (Ablehnung von traditionellen studentischen Formen und Bräuchen) inspiriert, in die Unitas strömen. Sie lehnen die überkommenen Traditionsformen ab, suchen und finden in der Unitas, die sich 1922 dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend anschließt und der Pax Romana beitritt, ein echtes inhaltliches Angebot. Unitas-Vereine, die sich gegen die Verbandslinie stellen und ihre Richtung in der "Couleur-" oder "Farbenkrise" durch das Anlegen von Farben herausstellen, müssen die Konsequenzen ziehen: Als die Generalversammlung 1923 dem Farbentragen eine klare Absage erteilt, treten bis 1924 die Vereine Gothia Berlin, Franco-Borussia Würzburg, Sigfridia Bonn und Ripuaria Aachen aus dem UV aus und gründeten den Ring-Verband (RV, heute RKDB).

Der deutlichen Richtungsbestimmung folgt ein weiteres Erstarken des UV mit Neugründungen an allen wichtigen Universitäten Deutschlands und Österreichs. Die Unitas festigt sich in aktiver Bildungs- und Schulungsarbeit. Sie bewahrt nach den ersten Krisenjahren der Weimarer Republik ihre Einheit, wendet sich gegen eine Überbetonung von Formen und Äußerlichkeiten. Im Gegensatz zu allen Verbänden, besonders zu den waffenstudentischen, bleibt der Verband nationalitätsungebunden und kämpft gegen die zunehmende Radikalisierung der Studentenschaft. Als die 1919 gegründete Deutschen Studentenschaft (DSt), der Zusammenschluß der Allgemeinen Studentenausschüsse (ASTA/ASTEN), durch den "Hochschulring Deutscher Art" in rechtsradikales und antisemitisches Fahrwasser gerät, bleibt die Unitas auch hier konsequent: Sie tritt 1928 aus der "Deutschen Studentenschaft" aus, die nur drei Jahre später fest in der Hand des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) ist.

1935 - Gegen den totalitären Staat

Die Nationalsozialisten machen ernst: Nach den Erlassen zur Gleichschaltung der Verbände im April 1933 und dem Verbot konfessioneller Vereine 1934 verweigert sich die Unitas 1935 der "Gemeinschaft studentischer Verbände" und 1936 der "NS-Studentenkampfhilfe". Allerdings - auch der UV mssßte 1933 das Führerprinzip annehmen: Verbandsleiter wurde der spätere langjährige Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Erbprinz Dr. Dr. Karl zu Löwenstein. Unitas-Vereine bekennen Farbe, treten trotz Repressalien öffentlich weiter auf. Ein Protest mit Folgen: Am 20. Juni 1938 verfügt Gestapo-Chef Himmler die Zwangsauflösung des Unitas-Verbandes als "staatsfeindliche Organisation". Das gesamte Vermögen wird beschlagnahmt. Die meisten Vereine des einzigen Verbands, der sich nicht freiwillig aufgelöst hat, arbeiten nach dem Verbot der Unitas im Untergrund weiter. Bis zur Mitte des Krieges entstehen sogar neue Vereine. Noch Ende 1936 schließt eine Veranstaltung der Sigfridia-Unitas in Breslau: " ..Was wir an äußerem Glanz, in der Breite verloren haben, müssen wir in der Tiefe wiedergewinnen .... Durchhalten heißt die Parole!..."

Ein Unitarier, Carl Klinkhammer, gehört zu den ersten Priestern, die verhaftet werden. Die Nazis bezichtigen den als "Roter Ruhrkaplan" berühmt gewordenen späteren "Bunkerpfarrer" von Düsseldorf der Zusammenarbeit mit Kommunisten. Nicht nur der alltägliche Unterdrückungsapparat des Systems fordert eine mutige Antwort, auch die Rassenideologie der Nazis. Unitarier, die Professoren Wilhelm Neuß und Werner Schöllgen, verfassen den 200.000fach verbreiteten "Antimythus" - eine mutige Antwort gegen den "Mythus des 20. Jahrhunderts" von Hitlers NS-Chefideologe Alfred Rosenberg.

Der Unrechtsstaat schlägt zurück: Entlassungen, Degradierungen, Devisen- und Sittlichkeitsprozesse gegen Priester, Ausweisungen, Verhaftungen, Bespitzelung, Zuchthaus und Konzentrationslager richten sich auch gegen Unitarier. Dramatisch beweist sich die Richtigkeit der päpstlichen Enzyklika "Mit brennender Sorge", die im März 1937 millionenfach verteilt wurde. Einigen Unitariern gelingt die Flucht in die Schweiz oder nach Brasilien. Anderen nicht - sie lassen ihr Leben in Dachau, Struthof-Schirmeck und Mauthausen, unter dem Fallbeil in Hamburg oder Brandenburg-Görden, in Gestapo-Haft oder bei Schanzarbeiten am Westwall.

1947 - Neustart nach den Kriegswirren

Bereits 1947 kann sich die Unitas - nach ersten Treffen im August 1945 und 1946 in Walberberg - auf der 70. Generalversammlung in St. Augustin als Verband neu konstituieren. Anders als andere Verbände muß er sich nicht wieder neu gründen. Mit Hilfe unitarischer Alter Herren und aus idealistischen Gruppen der Studentengemeinden finden nicht nur die meisten der traditionsreichen alten Vereine wieder sehr schnell zusammen. Auch diesmal ist der Verband für viele, die nach den Erfahrungen der Kriegszeit eine Orientierung suchen, eine Alternative.

Mit großem Schwung breitet sich der Verband, der 1958 wieder dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) beitritt, an alten und neuen Hochschulen aus - möglich war dies allerdings nur im Westen Deutschlands. 1947 sind wieder 13 Vereine am Start, ein Jahr später sind es bereits 22 und zur Generalversammlung in Bochum 1951 treffen sich sogar 44 aktive Vereine. Insgesamt werden bis 1966 allein 35 völlig neue Vereine an neuen Universitätsstandorten ins Leben gerufen. Ihr Programm: Arbeit für Kirche, Staat und ein vereinigtes Europa. Unitarier wie der französische Ministerpräsident Robert Schuman, Bundesminister Heinrich Krone und viele unitarische Bischöfe prägen maßgeblich das politische und kirchliche Leben nach dem Zweiten Weltkrieg.

1968-1974 sind Krisenjahre: Sie waren von der Auseinandersetzung mit der geistigen Herausforderung der 68er Jahre sowie wiederholten Diskussionen um die Öffnung des Verbandes für Studentinnen und um die Berechtigung traditioneller studentischer Formen geprägt. Alle studentischen Korporationsverbände erreichten in dieser Zeit eine Talsohle ihrer Entwicklung; viele Korporationen mussten suspendieren und Verbände glitten in die Bedeutungslosigkeit ab. Im UV galt: Festhalten an den alten Prinzipien. Dies sollte sich bewähren. Denn bis heute ist der Unitas-Verband, was die Zahl seiner aktiven Vereine und seine Verbandsarbeit betrifft, in einem stetigen Aufschwung begriffen. Als Mitträger der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Studentenverbände (AGV) haben sich die aktiven Vereine im katholischen Verbandsleben erneut profiliert. Dabei sind die einzelnen Vereine wie schon immer im Gegensatz zu anderen Verbänden niemals Massenverbindungen, sondern sie werden durch den inhaltlichen Anspruch der Unitas und das Gesamtverbandsprinzip geprägt.

1973 - Im Fahrwasser gesellschaftlicher Entwicklungen

Auch die Mitte der 70er Jahre (1973: 38 Vereine) ist eine Phase kritischer Orientierung - die Folge der Studentenunruhen. Ihr folgt wieder ein neuer Aufschwung. Attraktiv für Neumitglieder ist die überall im Verband gelebte Internationalität. Zur Unitas finden nicht nur Mitglieder aus europäischen, sondern auch aus vielen afrikanischen, asiatischen, südamerikanischen Ländern. Auch in den "neuen" Bundesländern findet der Verband wieder eine Heimat: Nach der Wende entstand mit der Unitas in Magdeburg/Erfurt eine Initiative in den neuen Bundesländern.

Verstärkt wird in den letzten Jahren das soziale Engagement: Neben die Unterstützung für das indische Patenbistum Salem treten immer mehr konkrete Einzelprojekte. Zu einem großen Erfolg wird der mit der Caritas gemeinsam abgeschlossene Bau des "Robert Schuman-Hauses", eines Kinderheims in Markkleefeld bei Leipzig.

Der Förderverein des Verbandes der W.K.St.V. Unitas e.V. für Sozialwissenschaften und soziale Tätigkeit - Heinrich-Pesch-Preis (gegründet 1982) verleiht unter anderem einen Preis für Verdienste um die wissenschaftliche Weiterentwicklung und die praktische Umsetzung der Soziallehre. Bis heute wurde der Preis 11 Mal vergeben und erinnert somit regelmäßig an das Interesse der Unitas für die Soziallehre der Kirche und konkretes soziales Engagement.

1996 - Öffnung für Frauenvereine

Die Projekte begleiten in diesen Jahren einen intensiven innerverbandlichen Diskussionsprozess: Auf dem Weg in das Heilige Jahr 2000 war viel Gemeinsamkeit gefragt. Jung und Alt ziehen an einem Strang. Und dabei ist der "Männerverband" nicht unter sich geblieben - Konsequenz auch hier: Denn mit der Aufnahme von Studentinnen hat der Unitas-Verband für ein echtes Novum auf der gesamten Szene der traditionellen Studentenverbände gesorgt. Seit Beginn der 1990er Jahre sind dem Unitas-Verband Unitas-Studentinnenvereine in Bonn, Frankfurt, Freiburg, Gießen und Marburg assoziiert. Und seit der Unitas-Generalversammlung 1996 sind sie mit allen Rechten in den Verband aufgenommen.

2000 - Neues Jahrtausend

Im Zentrum des Jubiläumsjahres 2005 steht die Gründung der Stiftung UNITAS 150 PLUS, die langfristig den Erhalt des Unitas-Verbandes sichern soll. Ihr Zweck ist, die Mitglieder in ihrem Streben nach religiöser Vertiefung, wissenschaftlicher Bildung und sozialer Bereitschaft zu unterstützen. Viele Aktivenvereine stabilisieren sich in ihren Mitgliederzahlen. An den Universitäten wird in fast allen Studiengängen die Bologna-Reform mit Bachelor- und Masterabschlüssen umgesetzt und viele Lehrpläne umstrukturiert. Gleichzeitig streben durch die geburtenstarken Jahrgänge sowie Abitur-Doppeljahrgänge aufgrund der Umstellung von G9 auf G8 viele junge Menschen ins Studium.

Positiv auf die Stabilisierung wirkte sich auch die Unterstützung des Zentralen Hausbauvereins bei der Sicherung von Wohnungsangebot und ein inhaltlicher Dialogprozesse unter dem Slogan „Unitas 3.1 – Drei Prinzipien, ein gemeinsamer Weg“ mit allen Vereinen aus. Während die Altherrenvereine unter den Nachwirkungen der 1968er Lücke leiden, nehmen die Frauenvereine ihre Rolle wahr und stellen unter anderem zwei Vororte, zahlreiche Aktivenvertreterinnen und schließlich auch die erste Verbandsgeschäftsführerin.

Die Arbeit in der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Studentenverbände (AGV) bewährt sich nun schon 50 Jahre lang. Regelmäßige 72h-Aktionen mit dem Bund der Deutschen Katholische Jugend (BDKJ) werden vielerorts durchgeführt. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie beteiligen sich viele Unitas-Vereine aktiv an der #NachbarschaftsChallenge. Insgesamt wird die Unitas digitaler, unter anderem entsteht ein eigenes Wiki, und Bindungen auch über weite Strecken werden durch digitale oder reale Treffen gestärkt.

Heute - und in Zukunft

Heute - in einer Zeit der Renaissance waffenstudentischer Verbindungen mit oft bedenklichen Einstellungen zu politischen Fragen und studentischen Fecht- und Trinksitten - stellt sich der Unitas-Verband die Aufgabe der Verknüpfung traditioneller Formen mit der zeitgemäßen Verwirklichung seiner Prinzipien. Und jeder einzelne Verein, jeder Unitarier und jede Unitarierin weiß: Dieser Verband, seine Prinzipien und seine Tradition, sind nicht dem beliebigem Zeitgeist unterworfen. Denn: "Mainstream" ist immer "von gestern".