Franz Hitze

Bbr. Franz Hitze (1851–1921) galt zu seiner Zeit als einflussreichster deutscher parlamentarischer Sozialpolitiker und als sozialpädagogischer „Altmeister“ der katholischen praktisch-sozialen Arbeit. Ihm werden große Anteile an den Fundamenten des heutigen Sozialversicherungssystems zugerechnet.

Vor Eintritt in die Politik war er erster und über Jahrzehnte einziger Professor für Christliche Gesellschaftslehre in Münster.

Franz Hitze wird als Begründer und Organisator der Katholischen Arbeiterbewegung und als Wegbereiter des Caritasverbandes gesehen. Durch die Enzyklika „Humanum genus“ von Papst Leo XIII. sah er sich in seinem Wirken bestätigt.

Bedeutung für die Unitas

Franz Hitze führte die katholische Sozialarbeit von der publizistischen Erörterung zur politischen Entscheidung und zur nüchternen Praxis. Er lebte, lehrte und handelte aus tiefem Glauben und Achtung für die Würde des Menschen. Mit dem Gewicht seiner Persönlichkeit war er überall dort tätig, wo es darum ging, Lösungen für die Beseitigung oder wenigstens Minderung der täglichen Not der arbeitenden Menschen und ihrer Familien zu finden. So war er maßgebend an der Gründung des Caritas-Verbandes beteiligt. Er setzte sich für die Kranken-, Invaliden- und Altersversicherung ein, aber auch für die Bildung christlicher Gewerkschaften. Der Schwerpunkt seiner parlamentarischen Arbeit lag auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes, der allerdings erst nach der Bismarck-Ära gesetzlich verankert wurde.

Nach dem I. Weltkrieg vertrat Bbr. Franz Hitze zusammen mit Bbr. Prof. Dr. Joseph Mausbach das Zentrum in der Weimarer Nationalversammlung. Hier setzte er sich mit Nachdruck für die volle Integration der Arbeiterschaft auf dem Boden der bestehenden Gesellschaftsordnung ein.

Bbr. Franz Hitze war stets seiner Unitas treu verbunden. Nachdem ab 1887 die Unitas-Vereine sich für alle Fakultäten öffneten, trat auch er dafür ein, dass in Münster ein reiner Theologen-Coetus als Unitas theologica, der sich später Unitas Frisia nannte, erhalten blieb. Mit seiner Hilfe wurde als fakultätsoffener Verein 1899 die Unitas Sugambria (Münster) gegründet. In Berlin unterstützte er die Neugründung von Unitas Berlin.

Wenn wir heute die Lebensleistung dieses Bundesbruders würdigen, der die soziale Komponente unserer Unitas ebenso entscheidend mitgeprägt hat, wie als Theologe und Sozialpolitiker vor allem das soziale Gewissen der Gesellschaft seiner Zeit, dann tun wir dies in dem Bewußtsein, dass seine Wegweisungen auch für uns Heutige Gültigkeit haben.


„[...] dreifach das Gebiet, auf dem wir thätig werden sollen, dem religiösen, dem politischen, dem socialen. Wer auf dem einen wirkt, wirkt gleichzeitig auf den anderen.“

- Franz Hitze -