Franz-Hitze-Gedächtniskirche

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Zu den ersten Sozialprojekten des Unitas-Verbandes nach dem 2. Weltkrieg gehörte ab 1952 der Bau der Franz-Hitze-Gedächtniskirche in Neuenhaßlau im Landkreis Gelnhausen/Hessen. Mit Unterstützung des Unitas-Verbandes konnte am 10. Oktober 1954 von Bbr. Erzpriester Prälat Schultheis, damals Flüchtlingsseelsorger der Diözese Fulda und früher Pfarrer in Kamenz/Schlesien, der Grundstein gelegt werden.

Mit dieser Kirche sollte der große "Sozialapostel" des Unitas-Verbandes, Bbr. Franz Hitze geehrt und den katholischen Flüchtlingen in einer Arbeiter- und Flüchtlingsgemeinde ein Gotteshaus ermöglicht werden.

Die 75. Generealversammlung des Unitas-Verbandes, vom 23. bis 27. Juli 1952 in Bochum durchgeführt, wurde bewusst als Jubiläums-Generalversammlung unter das Thema gestellt: „Die soziale Verpflichtung unserer Zeit" und sollte eine Begegnung zwischen katholischen Akademikern und katholischen Arbeitern werden. Einstimmig fasste die GV folgenden Beschluss: „Aus sozialer Verantwortung und aus dem Willen zur sozialen Tat übernimmt der Verband die Patenschaft für den Bau einer Kirche in einem Arbeiter- und Flüchtlingsdorf. Sie wird den Namen ,Franz-Hitze-Gedächtniskirche' führen. Die Verbandskasse stellt aus ihren Mitteln einen namhaften Betrag für diesen Zweck zur Verfügung. In einem besonderen Rundschreiben wird sich die Verbandsführung an alle Bundesbrüder mit der Bitte wenden, diesen Kirchenbau nach Kräften zu unterstützen."

Auf dem Festakt der 75. GV gab der damalige Vorsitzende des Altherrenbunds, Bbr. Dr. Karl Rüdinger, den GV-Beschluss bekannt; die Presse würdigte diesen Beschluss „als eine soziale Tat der Unitas". In seinem Rundschreiben betonte der Verbandsvorstand u.a.: „Zu allen Zeiten der (damals) 105 Jahre zählenden Geschichte unserer Unitas waren Bruderliebe und soziale Betätigung ein echtes Anliegen unseres Verbandes. Es ist kein Zufall, daß die großen Führergestalten katholischer Sozialarbeit zu einem großen Teil Mitglieder der Unitas waren. Franz Hitze, einer der größten und bedeutendsten unter ihnen, hat selbst von sich gesagt, daß die Unitas ihm die erste Anregung zu seinen sozialen Studien gegeben habe, daß der Beifall und die Ermunterung der unitarischen Freunde ihn zu sozialen Publikationen ermutigten und daß die Unitas schließlich für seine ganze Lebensrichtung, für Lebensinhalt und Lebensglück entscheidend geworden sei. Heinrich Pesch, der Begründer des Solidarismus, Antonius Kardinal Fischer, Augustin Wibbelt, Mitbegründer des Christlichen Metallarbeiter-Verbandes, und in unseren Tagen Franz Mueller, Heinrich Lechtape und Heinrich Rommen waren und sind weitere Unitarier, denen die Lösung der sozialen Frage im Geiste christlicher Liebe und Verantwortung Herzensanliegen und Lebensinhalt war und ist."

In Verwirklichung des großen Gedankens der Bochumer Generalversammlung, eine Diasporakirche zu bauen, hatte Bbr. Architekt Kierdorf aus Köln den Auftrag erhalten, Entwürfe für den Bau der Franz-Hitze-Gedächtniskirche zu erstellen, wobei er auf jede Vergütung verzichtete. Als Standort wurde die Gemeinde Neuenhaßlau, im Kreis Gelnhausen festgelegt. Die damalige bauliche Situation zeigte dort die bekannten Züge einer mehr zufälligen als geplanten Entwicklung und erinnerte an das typische Bild kleiner Stadtrandsiedlungen der Nachkriegszeit. Der von der Pfarrgemeinde Somborn für Neuenhaßlau erworbene Kirchbauplatz liegt mitten im zukünftigen Ortsbild, wie es nach der Gesamtplanung und Gesamtentwicklung der Ortes zu erwarten war. Die geistliche Betreuung der Diasporakirche sollte Bbr. Geistl. Rat Dr. Leonhard Heid, Dechant in Somborn/Kr. Gelnhausen übernehmen. Er gab die Parole aus: „Eine bescheidenen Diasporakirche für Flüchtlinge auf der Basis von 200 Plätzen". Aus dieser Direktive ergab sich für den Architekten alles Weitere.

Am 10. Oktober 1954 erfolgte die Grundsteinlegung, an der zahlreiche Bundesbrüder teilnahmen durch Bbr. Erzpriester Prälat Siegfried Schultheiß. Bbr. Dr. Heid gab in seinen Begrüßungsworten den künftigen Namen der Kirche: „Maria, Helferin der Christen" bekannt und erklärte der Gemeinde die Namengebung sowie den Zusatz „Franz-Hitze-Gedächtniskirche".

Als Termin für die Kirchweihe wurde der 3. Juni 1956 festgelegt, wobei in Vertretung des erkrankten Bischofs von Fulda Weihbischof Dr. Adolf Bolte die Weihe vornahm. Als Subdiakon assistierte Bbr. Wolfgang Rademacher, ein Großneffe von Franz Hitze, während die erste Hl. Messe Bbr. Dompropst Prälat Clemens Echelmeyer zelebrierte, der Franz Hitze noch persönlich kannte. Die künstlerische Ausgestaltung der Kirche hatte Bbr. Benedikt Schaufelberger übernommen.

Wie das ganze Äußere der Kirche, dem Landschaftsbild und der dörflichen Umgebung wohltuend angepasst, schlicht und bescheiden wirkt, so spricht uns das Innere des Gotteshauses freundlich und herzlich, eindringlich und mahnend zugleich an. Der Unitas-Verband freut sich noch heute, dass hier mit begrenzten Mitteln ein Gotteshaus gebaut wurde, das in vielem ein Abbild alter unitarischer Art und Haltung ist: ohne äußeren Prunk und Glanz, dafür im Inneren schön und zweckmäßig, würdig und erhebend zugleich, jedem Besucher ein eindringliches 'sursum corda' zurufend!

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