Zur Mitte - März 2020

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Zeit der Umkehr! – Zeit der Buße?

„Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) ist nicht nur der verdichtet-programmatische Auftakt der Verkündigung Jesu, sondern auch die Aufforderung des Priesters, der die Bezeichnung mit dem Kreuz am Aschermittwoch begleitet. Die Kirche als Meisterin der Symbolik und Zeichen mutet uns hier einiges zu – ganz in der Schule ihres Meisters: Bekehrung und Glaube. Aber Bekehrung zu was? Und: Glaube an was? Glaube an wen?

Wörtlich meint der griechische Imperativ ‚μετανοῖετε‘ so viel wie ‚denkt um‘, ‚ändert eure Gesinnung‘. Es ist mehr als ein Sich-körperlich-Umdrehen und Neu-auf-Gott-hin-Ausrichten. Es geht um die Neuausrichtung meines Denkens und in dessen Folge (!) auch meines Handelns. Aber eben zuerst des Denkens! Als Jüngerinnen und Jünger Jesu, als Erben des Reiches Gottes ist es dann eben nicht mehr möglich, nur äußerlich umzukehren, sondern es wird der ganze Mensch verlangt, der sich von Gott her und auf Gott hin ausrichten lässt und ausrichtet. Im gläubigen Vertrauen auf das Evangelium als froh- und freimachende Botschaft Gottes ist dieses Umdenken und Umkehren möglich.

Die 40 Tage der Fastenzeit sind eine gute Zeit, uns neu auf Gott hin auszurichten. Das Evangelium vom Aschermittwoch (Mt 6,1-6 und 6,16-18) gibt uns einen Wink, wie wir dies einüben können: den Dreiklang von Almosengeben, Beten und Fasten. Das Geben von Almosen mahnt uns zur Liebe zum Nächsten, zur konkreten und tätigen Liebe, die großzügig ist, sich verschenkend, einer Liebe, wo die Rechte nicht weiß, was die Linke tut. Einer Liebe, die der Liebe zu Gott entspringt und auf seine Liebe antwortet, überfließend antwortet auf seine Liebe zu uns, die ohne Maß ist.

Beten: in der Stille und Einsamkeit meines Gebets – ob kurz oder lang spielt weniger eine Rolle! – richte ich mich immer wieder aus auf meinen Gott, teile mein Leben mit ihm, meine Ängste und Nöte, meine Freude und meine Hoffnungen, meine Sehnsüchte. Im Gebet lerne ich immer wieder neu, auf mein Leben zu schauen, aber eben mit den Augen Gottes. Liebevoll, nüchtern. Im Gebet lerne ich vielleicht auch mich selbst kennen, besser kennen, und bin bereit, mich von ihm her relativieren zu lassen. Immer mehr bereit, mich von ihm her erneuern zu lassen.

Fasten ist mehr, als auf etwas zu verzichten: Fleisch, Alkohol, Internet… Fasten erneuert meinen Körper, meinen Leib. Fasten hilft mir, mich selbst, meinen Körper wieder ein wenig besser zu verstehen, vielleicht auch, ihn wieder etwas unter Kontrolle zu bringen.

Die 40 Tage vor Ostern sind eine Zeit der Umkehr und eine Schule des Umdenkens, eine Erinnerung an die Liebe Gottes zu mir, eine Erinnerung meiner Liebe zu ihm, zum Nächsten, zu mir selbst. Gut, dass es diese Zeit gibt!

Bbr. Niccolo Steiner SJ

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