Vorortsstandarte bleibt am Rhein

von

Stabwechsel von der Unitas-Salia an die Unitas Rhenania in Bonn

Die Vorortsstandarte musste nur einen kurzen Weg zurücklegen, denn sie bleibt in Bonn. Die Unitas Rhenania übernahm am Abend des 14. Juli im Rahmen eines Festkommerses das Zepter von der Unitas-Salia. Zuvor hatte der geistliche Beirat des scheidenden Vororts, Pfarrer Regamy Thillainathan, zusammen mit dem geistlichen Beirat des Unitas-Verbands, Bbr. Pfarrer Stefan Wingen, und der unitarischen Festgemeinde am späten Nachmittag einen Dankgottesdienst in der neoromanischen Elisabethkirche gefeiert. In seiner Predigt rief Pfarrer Regamy die Unitarier, vor allem die Studenten, dazu auf, Jesus und den christlichen Glauben offen in ihrem Leben zu bezeugen.

Am Abend stand dann der Festkommers im Hotel Bristol an, der den Rahmen für die feierliche Übergabe der Verbandsstandarte bildete. Für die musikalische Begleitung sorgte tongewaltig das rund 40-köpfige Blasorchester Birkesdorf unter der Stabführung von Ingo Baier. Zu zünftiger Marschmusik zogen neun Chargenabordnungen aus Köln, Heidelberg und Bonn in den bis auf den letzten Platz gefüllten Churfürstensaal ein.

Nach der Begrüßung schaute Vorortspräsident Simon Konermann zum Ende seiner Amtszeit noch einmal zurück auf die Höhepunkte der vergangenen zwölf Monate, etwa die persönliche Begegnung mit Papst Franziskus beim Rom-Seminar der AGV und das gemeinsame unitarische Engagement beim Katholikentag in seiner Heimatstadt Münster. Er sprach allen Wegbegleitern durch das Vorortsjahr seinen ganz persönlichen Dank aus, insbesondere den drei Vorortsschriftführern Jan-Bernd Schulze Lutum, Mario Seefeldt und Lukas Beckmann. Eine besondere Erwähnung erfuhr auch das manchmal zickige Dienstauto des Vororts, mit dem schließlich aber doch rund 20.000 km beim Besuch nahezu aller Vereine des Unitas-Verbands in ganz Deutschland zurückgelegt wurden. Dabei gab der VOP den Kommersteilnehmern noch ein kleines Rätsel auf, indem er nicht die Namen der besuchten Städte nannte, sondern die Flüsse und Bäche, an denen sie liegen.

Zum ersten Höhepunkt der traditionellen studentischen Feier begrüßte Simon Konermann Dr. Manfred Lütz, Chefarzt eines psychiatrischen Krankenhauses in Köln, Theologe, Kabarettist und Bestseller-Autor. Sein neuestes Buch »Skandal der Skandale – Die geheime Geschichte des Christentums« bildete die Grundlage für seine kurzweilige und flott vorgetragene Festrede. Lütz sieht sich als „Aufklärer“, denn über kaum etwas gebe es heute soviel Unkenntnis wie über das Christentum. „Viele Vorurteile über die Kirchengeschichte halten einer seriösen Untersuchung nicht stand“, so der engagierte Katholik. Die kursierenden Informationen über unsere Religion seien „grotesk falsch“. Sie sei dadurch nachhaltig erschüttert und unglaubwürdig gemacht worden.

In seinem Vortrag plädierte Lütz für ein mutiges öffentliches Bekenntnis der Christen zu ihrem Glauben. „Die Frage nach Gott ist heute von großer Bedeutung“, betonte er. Auch jede katholische Verbindung sei hier gefordert. Dazu bedürfe es der intellektuellen Befähigung, um mit den richtigen Fakten und Argumenten diskutieren zu können. Dazu solle sein Buch einen Beitrag leisten.

Nach der Festrede folgte ein weiterer Höhepunkt des Kommerses: Nach der ersten Strophe des Bundesliedes gab Vorortspräsident Simon Konermann die Verbandsstandarte an den Verband zurück und Verbandsgeschäftsführerin Barbara Czernek reichte sie unter dem Beifall der Corona weiter an den künftigen Amtsinhaber Justin Dennhardt von der Unitas Rhenania. Anschließend verpflichtete sie ihn mit einem feierlichen Gelöbnis auf die Prinzipien, das Grundgesetz, die Satzung und den Wahlspruch des Unitas-Verbands. Mit der fünften Strophe des unitarischen Bundeslieds wurde die feierliche Handlung abgeschlossen.

Mit der Standarte wechselte auch das Kommerspräsidium: Der neue VOP Justin Dennhardt übernahm die Leitung von Simon Konermann. In seiner Regierungserklärung dankte er zunächst seinem Vorgänger und dessen Team. „Ihr habt im vergangenen Jahr Maßstäbe gesetzt und euch intensiv für den Verband eingesetzt“, erklärte der Bonner Theologiestudent, und weiter: „Ihr habt euch um die Unitas verdient gemacht.“

Im Blick auf die eigene Amtszeit in den nächsten 12 Monaten hob er den Gedanken des Einheitsverbands bei der Unitas besonders hervor, in dem alle als Bundesbrüder und -schwestern freundschaftlich verbunden seien, und rief die Bedeutung der Prinzipien in Erinnerung. Aber es reiche nicht, nur von einer Sache überzeugt zu sein. „Es braucht auch den Mut, Unitas heute und morgen mit Leben zu erfüllen“, stellte Justin Dennhardt heraus. In der Gründerzeit der katholischen Studentenverbände in der Mitte des 19. Jahrhunderts sei es damals mutig gewesen, in einem dem katholischen Glauben nicht gerade wohl gesonnenen Staat in bewusster Abgrenzung zu den bereits existierenden nicht-konfessionellen und schlagenden Verbindungen die ersten katholischen Studentenkorporationen zu gründen. „Es war mutig, sich als wissenschaftlicher katholischer geeinter Verband zu konstituieren, der seine Farben bis heute mit Stolz im Herzen führt, statt sie öffentlich auf der Brust zur Schau zu tragen“, erklärte der neue VOP. Und es sei mutig gewesen, in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts Studentinnen-Vereine in den Unitas-Verband zu integrieren.

Justin Dennhardt forderte alle Bundesbrüder und -schwestern dazu auf, öffentlich als eine lebendige Unitas in Universität, Gesellschaft und Kirche sichtbar zu sein. „Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken“, so seine Ermutigung. Aber: „Nur wer von sich überzeugt ist, kann auch andere überzeugen.“ Der Vorort Unitas Rhenania möchte in diesem Sinne Vorreiter sein. „Wir wollen vorbereiten, vorarbeiten und im wahrsten Sinne des Wortes vor Ort sein“, schloss der VOP seine Ausführungen.

Der hochoffizielle Teil des Kommerses wurde mit Europahymne, Nationalhymne und einem Salamander abgeschlossen. Es folgten Grußworte des AGV-Vorstandsmitglieds Nils Busekros (CV), des Altherrenbundsvorsitzenden Bbr. Dr. Dr. Thomas Lohmann, der Hohedamenbundsvorsitzenden Bsr. Camilla Brinker, des AHV-Vorsitzenden der Salia Bbr. Dr. Winfried Gottschlich sowie des Vorsitzenden des AHZ-Bonn und Vertreters der Unitas Rhenania Dr. Michael Ramirez Schulschenk, in denen nochmals der Dank an den ausgeschiedenen Vorort Unitas-Salia und gute Wünsche für den neuen Vorort Unitas Rhenania zum Ausdruck gebracht wurden. Schließlich ging die Veranstaltung mit der Bonner Hymne „Bonna, Perl am grünen Rheine“ mit Pauken und Trompeten zu Ende.

Am Sonntag klang die Vorortsübergabe mit einem zünftigen Frühschoppen bei einem Barbecue im Garten des Salia-Hauses aus. Die Organisatoren konnten zufrieden auf ein rundum gelungenes Wochenende zurückblicken.

Zurück