Unitas-Verband trauert um Bbr. Hermann-Josef Großimlinghaus

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Bonn. Am vierten Adventswochenende ist ganz überraschend Bbr. Hermann-Josef Großimlinghaus im Alter von 71 Jahren in St. Augustin bei Bonn gestorben. Viele Bundesbrüdern und Bundesschwestern werden ihm in diesen Tagen sehr verbunden sein, die die Nachricht bereits erfahren haben oder jetzt erhalten werden.

Solidarisch zusammenarbeiten

Noch am 7. Dezember 2021 hatte die Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände (AGV) ein Bild veröffentlicht, das die Teilnehmer der jährlichen Mitgliederversammlung beim Feldberg-Seminar im Hercynen-Berghaus im Schwarzwald zeigte. Mitten unter ihnen mit optimistischem Blick „Hejo“, wie er allseits genannt wurde, der Ehrenpräsident der AGV. Sie ist vor allem auch sein Werk: Über 40 Jahre zuvor, von 1980 bis 1986, hatte er selbst sechs Jahre den Vorsitz der seinerzeit „neuen“ Organisation übernommen, der als größter studentischen Gemeinschaft in Deutschland neben dem Unitas-Verband (UV), der CV, KV, TCV, der RKDB, der Hochschulring der Ackermann-Gemeinde und die Overseas Students Coordination (OSCO) angehörten.

Dreimal Unitas-Vorortspräsident

Für die seitdem von ihm entscheidend mitgeprägte Arbeit brachte er alle Voraussetzungen mit: Hermann-Josef Großimlinghaus, am 19. Juli 1950 in Aachen geboren, nahm mit 20 das Studium auf, studierte von 1970 bis 1976 Volks- und Betriebswirtschaftslehre zunächst in seiner Heimatstadt, anschließend in Gießen und trat dort 1974 bei der Unitas Cheruskia dem Verband der Wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine Unitas (UV) bei. Nach dem Examen als Diplom-Ökonom 1976 übernahm Bbr. Großimlinghaus 1977 mit der Unitas Assindia Aachen den Vorort des Unitas-Verbandes. Bis 1980, länger als jeder seiner Amtsvorgänger oder -nachfolger, blieb er als Vorortspräsident im Amt. Nahtlos ging es für ihn damals bei der AGV weiter. Während dieser Zeit berief ihn Papst Johannes Paul II. im Jahr 1985 zum Auditor in die Außerordentliche Bischofssynode in Rom – auch eine herausragende Anerkennung der Arbeit der katholischen Studentenverbände.

Menschen zusammenbringen

Beruflich stand Hermann-Josef Großimlinghaus seit 1977 im Dienst der Deutschen Bischofskonferenz und war für drei Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Kommission Iustitia et Pax. Ab 1981 übernahm er in der Zentralstelle Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz die Verantwortung für die Regionalbereiche Asien, Ozeanien und entwicklungspolitische Fragen, bald auch die Geschäftsführung. Seinem Engagement für die katholischen Studentenverbände aber blieb er weiter intensiv verbunden.

Er erkannte und förderte ihr gemeinsames Potenzial, initiierte die Menschenrechtsarbeit der AGV-Ortsinitiative und nahm seit 1983 die Organisation der inzwischen legendären AGV-Wallfahrten in die Hand. Durch seine „Erfindung“, die ihm selbst viel abverlangte, führten über 40 Pilgerreisen ins Heilige Land, in die Länder des Nahen Ostens, nach Rom und Assisi, Frankreich, Spanien, Irland und in die Türkei – minutiös und mit zahllosen Begegnungen vor Ort vorbereitet. Die inhaltliche Arbeit der AGV prägte er daneben konsequent durch Dialogprogramme mit hohen Vertretern der Politik, Seminare in Bonn und Berlin, durch Veröffentlichungen und zahlreichen Pressemeldungen. 1992 wurde er von der AGV mit dem Ehrenvorsitz geehrt – fast 30 weitere Jahre lange sollte er in dieser Funktion aktiv bleiben.

Durchweg engagiert

Aber auch im Unitas-Verband engagierte er sich weiter: Von 1989 bis 1992 übernahm er die Schriftleitung der Unitas-Verbandszeitschrift und Leitung des unitarischen Presseamtes, von 1990 bis 1992 war er zugleich Vorsitzender des Beirats für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Der „rasende Reporter“ zeichnete bei allen Verbandsveranstaltungen für zahllose Bilder verantwortlich, mit denen er das Leben im Verband dokumentierte. Und er schrieb nieder, was den Verband bewegte – in offizieller Funktion ab 1999 wieder als Mitglied der Redaktion der Verbandszeitschrift, die nun in Essen erschien und die er bis 2018 engagiert und wesentlich mitbetreute.

Dass dies beachtet und gewürdigt wurde, zeigen die Feste, zu denen anlässlich seines 50. und 60. Geburtstages an den Gründungsort des Unitas-Verbandes eingeladen wurde. Denn besonders verbunden blieb der A-Philister bei Unitas Assindia in Aachen und B-Philister bei der Cheruskia Gießen vor allem der Unitas-Salia in Bonn, die ihn mit 36 Jahren zum Ehrensenior wählte – in ein Amt, das er 27 Jahre innehaben sollte. Bei dem Empfang im Jahr 2000 erklärte der damalige Weihbischof und heutige Kardinal Bbr. Reinhard Marx, Bbr. Großimlinghaus habe mit den von ihm initiierten Studenten-Wallfahrten echte „Pionierarbeit“ geleistet. Die spirituelle Vertiefung studentischer Arbeit habe gerade in dieser Initiative einen konkreten Ausdruck gefunden und für Studierende und Jungakademiker zu nachhaltig wirkenden Erlebnissen geführt. Über die Verbandsgrenzen hinaus sei so die Erfahrung einer lebendigen Glaubensgemeinschaft möglich geworden. 2010 würdigte der damalige Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll den „rastlos und immer präsenten Hejo“ als „glaubwürdigen Zeugen für die unitarischen Grundsätze“: „Du hast unsere Prinzipien, vor allem die virtus, ernst genommen und Dich für unsere unitarische Idee in beispielhafter Weise eingesetzt“, dankte Bbr. Krüll damals im Namen des Unitas-Verbandes und überreichte dem sichtbar überraschten Geehrten die Silberne Ehrennadel des Verbandes.

Als Bbr. Hermann-Josef Großimlinghaus sich nach seinem beruflichen Ausscheiden kleiner setzte und von Bonn zu den Steyler Missionaren nach St. Augustin zog, wurde es etwas stiller um ihn. Just in den letzten Jahren musste er zahlreiche frühvollendete Bundesbrüder, mit denen er freundschaftlich verbunden war, nach ihrem schmerzlich empfundenen Tod zum Grab begleiten. Aber auch ihm selbst machten gesundheitliche Probleme schon lange zu schaffen. Der sonst so omnipräsente Menschenfischer und Motivator war nicht mehr so mobil wie früher. Mit gutem Grund entschied er sich darum auch, die Mitarbeit an der Verbandszeitschrift aufzugeben, die er über zwei Jahrzehnte selbst entscheidend mitgeprägt hatte.

Der gesamte Unitas-Verband trauert um Bbr. Hermann-Josef Großimlinghaus, dem Generationen von Studentinnen und Studenten aus allen Verbänden – vor allem aber aus der Unitas – kannten, vertrauten und auf seinen Rat zählten.

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