Hitze — von Gott berufen

von

Ein historischer Kommentar von Bbr. Professor Dr. Joseph Mausbach

Das Lebenswerk, die berufliche Tätigkeit ist bei unserem Verstorbenen Bbr. Franz Hitze nicht wie bei den meisten Menschen durch Herkommen oder Gesetz in einen bestimmten, sachlichen Rahmen gespannt gewesen, dem sich die ganze Person einzuordnen und anzupassen hätte. Bei Hitze gingen berufliche Leistung und persönliche Entwicklung aufs Engste zusammen; die Linie der sozialen Stellung und der freien persönlichen Tätigkeit deckten sich, weil eben seine Person einen eigenen, für sie bestimmten Beruf von Gott erhalten hatte, für den sie selbst dann auch den geeigneten äußeren Rahmen schaffen musste. Franz Hitze ging seinen Weg; er schuf sich Beruf und Arbeitsgebiet, wie sein Geist und seine Anlage sie forderten. Es gibt ja Menschen, die beruflos scheinen und doch im höchsten Sinne berufen und auserwählt sind; Dichter und Seher, die der Welt große Offenbarungen schenken; praktischer Weise und Volksführer, die neue Wege zum Wohle der Mitmenschen bahnen. So lässt sich auch Hitze nicht einfach in ein hergebrachtes Berufsschema einreihen. Er hieß lange Jahre „Kaplan" Hitze, ohne dass er, wie andere Kapläne einer Pfarrei zugewiesen, einem Pfarrer unterstellt war. Er war „Generalsekretär" eines Verbandes, band sich aber wenig an seine Schreibstube und an die Technik eines Büros. Er genoss wissenschaftliches Ansehen, ohne sich einen Doktortitel erworben zu haben; die drei Fakultäten, die ihn mit solchen Titeln auszeichneten, haben es ehrenhalber getan. Er wurde Universitätsprofessor, doch fand sich kein Lehrstuhl, der seinem Wollen und Können entsprach. Man gründete für ihn die erste Professur der christlichen Gesellschaftslehre. Lange Jahre hindurch war er ein anerkannter Führer der Zentrumspartei, ohne doch je den Posten eines Ersten oder Zweiten Vorsitzenden eingenommen zu haben. So war überall seine Persönlichkeit die Hauptsache, das Bestimmende, lebendig Wirkende; der Stand und Name war Nebensache.

So war Hitze im eigentlichen Sinne von Gott berufen, nicht von Menschen: „Ich habe dich berufen in Gerechtigkeit und nehme dich bei der Hand und schirme dich". So war das Amt, das in seiner Persönlichkeit gegründet war und in seinem zeitgeschichtlichen Werke sich ausprägte, tatsächlich ein Amt „von Gottes Gnaden".

(Auszug aus "Hitze - von Gott berufen" in unitas 7/1956)

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