Franz-Hitze-Gedächtnisjahr

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Mit verschiedenen Veranstaltungen im Verband und in den Vereinen wird sich der Unitas-Verband am diesjährigen Franz-Hitze-Gedächtnisjahr anlässlich seines 100. Todestages beteiligen.

Franz Hitze wurde am 16. März 1851 im heutigen Olper-Ortsteil Hanemicke geboren. Schon als Gymnasiast am Theorodrianum in Paderborn hatte er Interesse an sozialen Fragen gezeigt. Dies verstärkte sich während des Theologiestudiums in Würzburg, wohin er wegen des in Preußen herrschenden Kulturkampfes ausweichen musste. Hier trat er im SS 1875 dem im Januar von Münsteraner Theologiestudenten gegründeten Unitas-Coetus bei. In den Wissenschaftlichen Sitzungen dieses Vereins hielt er seine ersten bedeutenden Referate zur sozialen Frage, die später in Buchform erschienen und über die katholische Öffentlichkeit hinaus große Aufmerksamkeit fanden. Franz Hitze führte seine Ernennung zum Pius-Kaplan am Campo Santo in Rom nach der Priesterweihe in Paderborn 1878 und seine Berufung nach Mönchengladbach 1880 als Generalsekretär des kurz zuvor gegründeten Verbandes katholischer Industrieller und Arbeiterfreund „Arbeiterwohl" auf diese Vorträge zurück.

1882 wurde er für die Zentrumspartei in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt und 1884 in den Deutschen Reichstag.

Bbr. Franz Hitze gilt als Begründer und Organisator der katholischen Arbeiterbewegung in Deutschland. 1890 gründete er zusammen mit unserem Ehrenmitglied Ludwig Windthorst den „Volksverein für das katholische Deutschland" als Gegenbewegung zum kämpferischen atheistischen Sozialismus. 1893 wurde ihm der an der Theologischen Fakultät der Universität Münster eingerichtete erste deutsche Lehrstuhl für christliche Gesellschaftswissenschaften übertragen.

Franz Hitze führte die katholische Sozialarbeit von der publizistischen Erörterung zur politischen Entscheidung und zur nüchternen Praxis. Er lebte, lehrte und handelte aus tiefem Glauben und Achtung für die Würde des Menschen. Mit dem Gewicht seiner Persönlichkeit war er überall dort tätig, wo es darum ging, Lösungen für die Beseitigung oder wenigstens Minderung der täglichen Not der arbeitenden Menschen und ihrer Familien zu finden. So war er maßgebend an der Gründung des Caritas-Verbandes beteiligt. Er setzte sich für die Kranken-, Invaliden- und Altersversicherung ein, aber auch für die Bildung christlicher Gewerkschaften. Der Schwerpunkt seiner parlamentarischen Arbeit lag auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes, der allerdings erst nach der Bismarck-Ära gesetzlich verankert wurde.

Nach dem I. Weltkrieg vertrat Bbr. Franz Hitze zusammen mit Bbr. Prof. Dr. Joseph Mausbach das Zentrum in der Weimarer Nationalversammlung. Hier setzte er sich mit Nachdruck für die volle Integration der Arbeiterschaft auf dem Boden der bestehenden Gesellschaftsordnung ein.

Bbr. Franz Hitze war stets seiner Unitas treu verbunden. Nachdem ab 1887 die Unitas-Vereine sich für alle Fakultäten öffneten, trat auch er dafür ein, dass in Münster ein reiner Theologen-Coetus als Unitas theologica, der sich später Unitas Frisia nannte, erhalten blieb. Mit seiner Hilfe wurde als fakultätsoffener Verein 1899 die Unitas Sugambria (Münster) gegründet. In Berlin unterstützte er die Neugründung von Unitas Berlin.

Wenn wir in diesem Jahr die Lebensleistung dieses Bundesbruders würdigen, der die soziale Komponente unserer Unitas ebenso entscheidend mitgeprägt hat, wie als Theologe und Sozialpolitiker vor allem das soziale Gewissen der Gesellschaft seiner Zeit, dann tun wir dies in dem Bewusstsein, dass seine Wegweisungen auch für uns Heutige Gültigkeit haben.

Bbr. Franz Hitze starb am 20. Juli 1921 in Bad Nauheim. Er wird in der Unitas unvergessen bleiben.

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