Ein Vereinsfest in Corona-Zeiten

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An verschiedener Stelle haben wir von unitarischen Veranstaltungen in virtueller oder hybrider Form gelesen, sei es eine Fortbildung für Chargen oder Wissenschaftliche Sitzungen. Aber können auch größere und hochoffizielle Veranstaltungen wie Stiftungs- oder Vereinsfeste im digitalen Raum stattfinden? Sie können und tun es! Ein kleiner Erfahrungsbericht:

Ende November: Eine E-Mail mit verschiedenen Terminankündigungen trifft ein. Die Aktivitas informiert darin aufgrund der sich verschlimmernden Corona-Entwicklungen wieder über die beschlossenen Alternativen zu den im Semesterprogramm abgedruckten Programmpunkten. Die Wissenschaftlichen Sitzungen werden schon fast wie gewohnt via Zoom abgehalten. Der Link zum Meeting ist direkt in der Mail enthalten und erlaubt den unkomplizierten Zugang am genannten Termin. Einfach anklicken, Namen eingeben, Kamera freischalten und los geht’s.

Statt der geplanten Feuerzangenbowle lädt man zum Adventsstammtisch ein. In den verschiedenen virtuellen Räumen kann man sich unterhalten, miteinander digital Spiele spielen oder sich gemeinsam unter Anleitung einer Verantwortlichen am heimischen Küchentisch dem Gestalten von Weihnachtskarten widmen und sich ebenfalls über Neuigkeiten austauschen.

Dann ist da noch die Einladung zum Vereinsfest zu Ehren von Maria Immaculata. Die Aktiven haben beschlossen, gemeinsam am Sonntagmorgen in die Heilige Messe zu gehen. Man erkundigt sich dieser Tage auch nach etwaigen Voranmeldevoraussetzungen und empfiehlt den Bundesschwestern und Bundesbrüdern die Teilnahme in der eigenen Kirchengemeinde oder eben auch virtuell. Wir entschließen uns für den „Besuch“ der lokalen Messe im YouTube-Stream. Vom Sofa aus verfolgt man am Bildschirm das Entzünden der dritten Kerze, nimmt am Messgeschehen teil und kann mitsingen – vor Ort ist letzteres oftmals gar nicht erlaubt.

Im Anschluss daran loggt man sich mit dem entsprechenden Zoom-Link in die unitarische Gemeinschaft ein und der Festvortrag wird von einer erfahrenen Aktiven gehalten. Zum Abschluss gibt es virtuell Applaus und zu großer Freude der Hohen Damen gleich mehrere Philistrierungen. Danach wird noch ein wenig geplaudert, Logout, kurz einen Kaffee ziehen und Sonntagsspaziergang starten.

Hätte man diesen Ablaufbericht vor wenigen Jahren gelesen, hätte man wahrscheinlich an eine schlechte Dystopie gedacht. Miteinander ohne echte Begegnung, keine wortwörtliche Berührung mit den Themen der anderen, Andacht ohne Kirchenbank und Kommunion. Ja, vieles kommt zu kurz in diesen Zeiten einer globalen Pandemie, deren Ende noch nicht absehbar ist. Und doch hat uns die Veranstaltung froh zurückgelassen. Warum?

Als Eltern eines wenige Wochen alten Kindes und 300km vom Ort des Geschehens in Köln entfernt hätten wir unter normalen Umständen nie an diesen Veranstaltungen teilgenommen. Wir hätten die Fahrt nicht auf uns genommen. Mit einem unruhigen Säugling hätte ein Elternteil ständig den Vortragssaal oder die Kirche verlassen müssen, um das Veranstaltungsgeschehen für die anderen nicht zu beeinträchtigen. Das wäre selbst beim Vereinsfest an unserem Wohnort in Karlsruhe so gewesen.
Jetzt konnten wir und über fünfzig weitere eingeloggte Teilnehmende aller Altersgruppen und aus ganz Deutschland beim Vereinsfest der Kölner Unitas-Vereine Theophanu und Landshut einem hochaktuellen Vortrag folgen und mitdiskutieren – „Gesundheit als höchstes Gut – Die Ressourcen in der deutschen Gesundheitsversorgung“ lautete der Titel des Referats von Bsr. Franziska Vosseberg. Die Philistrierungen im Anschluss hatten einen überraschend würdigen Rahmen: „fiat lux“ geschah an den Adventskränzen auf den heimischen Wohnzimmertischen und die liebevolle Laudatio auf die vier zu philistrierenden Damen wurde als im Vorfeld zusammengeschnittenes Video der Weggefährtinnen für alle eingespielt. Die abschließenden Gespräche in Kleingruppen weckten wie nach „echten“ Veranstaltungen Erinnerungen an die eigene Aktivenzeit und boten die Möglichkeit, sich über die aktuellen Themen auszutauschen. Es tat gut, nach so langer Zeit die Gesichter der anderen wieder zu sehen und sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen.

Sicher ist die Verlegung von Veranstaltungen ins Internet keine Dauerlösung und sie ersetzt die echte Begegnung mit Bundesschwestern und Bundesbrüdern nicht. So manch einer wird mit den technischen Voraussetzungen zu kämpfen haben oder auch mit dem unguten Gefühl einer unpersönlichen Begegnung.
Aber so manchen Vorteil hat sie doch – und wenn nur als Zusatz zu regulär stattfindenden Programmpunkten, damit die weiter entfernt wohnenden Vereinsmitglieder auch unter der Woche an Wissenschaftlichen Sitzungen oder Gesprächsrunden teilnehmen können.

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