Der Student Franz Hitze in Würzburg

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Ein Kurzabriss seiner Würzburger Studentenzeit

Unbestreitbar ist die Tatsache, dass Franz Hitze seine Mitgliedschaft in der Würzburger Unitas später als eine entscheidungsvolle Stunde für seinen ganzen ferneren Lebensweg bezeichnet hat: "Ob ich ohne die Anregung und Ermunterung der 'Unitas' mich zu dieser beglückenden Lebensarbeit durchgerungen hätte - ich bezweifle es." Das schrieb er im August 1915 in der Verbandszeitschrift, als er auf einem Höhepunkt seines Lebensweges stand - und seinem besten Freund aus der Würzburger Unitas einen warmherzigen Nachruf widmete. Damals war der Apostolische Vikar für das Königreich Sachsen, Weihbischof Dr. Aloys Schäfer, kurz zuvor verstorben, ihm galten die Zeilen, dem Mitbegründer der Unitas Würzburg von 1875; im August 1915 war dies zugleich ein Beitrag zum damals anstehenden 40. Stiftungsfest dieses katholischen Studentenvereins, von dem der Kölner Journalist Peter Hasenberg geschrieben hat: „Wohl nie sind in einem katholischen Studentenverein gleichzeitig so viele spätere Führer des Volkes, Bischöfe, Universitätsprofessoren und Parlamentarier aktiv gewesen wie zu der Zeit, als Aloys Schäfer und Franz Hitze die junge Würzburger Unitas aufbauten ..." Erinnert sei hier nur an den späteren Fürstbischof von Laibach, Anton Jeglic (gest. 1937) und den späteren Breslauer Fürstbischof Adolf Kardinal Bertram (gest. 1945).

Seitdem Franz Hitze im Herbst 1872 nach Würzburg gekommen war, war er alsbald von einer der schon bestehenden katholischen Korporation umworben worden, ohne dass es zum offiziellen Beitritt gekommen war. Stattdessen betätigte er sich mehr im Akademischen Bonifatius-Verein und in der Vinzenz-Konferenz. Im Herbst 1874 lernte er den Hildesheimer Theologen Aloys Schäfer kennen, mit dem ihn bald herzliche Freundschaft verband. Diesem Freundespaar schloss sich auch der aus Münster nach Würzburg zugezogene Kölner Theologe Doerner an, der in Münster bereits zwei Jahre lang Mitglied der dortigen „Unitas" gewesen war und von Bonner Unitariern dazu ermuntert worden war, auch in Würzburg einen "Unitas-Coetus" zu begründen, wie man damals sagte. Zusammen mit noch anderen auswärtigen Theologen hielt man am 8. Dezember 1871 eine erste Versammlung auf der „Bude" von Doerner in der Reuerergasse ab und beschloss formell die Gründung einer Unitas Würzburg - was sogleich telegrafisch nach Münster mitgeteilt wurde.

Franz Hitze, damals im 6. Semester stehend, war zu Anfang des Jahres wegen des Todes seines Vaters längere Zeit von Würzburg abwesend gewesen — so kam es, dass man mit Rücksicht auf seine Trauer die feierliche Aufnahme erst am 25. Mai nach Beginn des Sommersemesters 1875 vornahm.

Nach den Vereinsstatuten musste jedes Mitglied reihum einen wissenschaftlichen Vortrag bei den wöchentlichen Sitzungen halten. Im Juli kam die Reihe an Franz Hitze — und er sprach bei zwei aufeinanderfolgenden Abenden über die „Soziale Frage und der moderne Sozialismus in Deutschland". Nach dem Brauch des Vereins musste jeder Referent eigenhändig eine Kurzfassung seines Vortrages ins Protokollbuch eintragen. Franz Hitze brachte eine mehrere Seiten umfassende Niederschrift zu Papier, deren Original leider im März 1945 verbrannte, die aber glücklicherweise in der von Franz Müller 1928 vorgelegten Hitze-Biographie erhalten ist. Während man nach dem ersten Vortrag ein „Hoch" auf den Redner ausbrachte, bemängelte man am zweiten Abend "die ermüdende Länge". Nichtsdestoweniger war man aber mit den Leistungen des jungen Sauerländers sehr zufrieden — und am 18. Juli 1875 wählte man ihn zum zweiten Senior des jungen Vereins.

In die Zeit des Seniorates von Franz Hitze fällt dann im Februar 1876 die erste größere öffentliche Veranstaltung, als am 23. Februar 1876 im großen Huttensaal die feierliche Übergabe der Vereinsfahne begangen wurde. Die befreundeten katholischen Korporationen waren fast vollzählig vertreten, ebenso zahlreiche Professoren und andere Honoratioren aus der Stadt mit Oberbürgermeister Steidle an der Spitze. Auch bei dieser glänzend verlaufenen Feier trat der theologische Charakter der Unitas klar zutage: Ein Mitglied sprach über die geschichtliche Entwicklung des Bußsakramentes. Am Sonntag zuvor hatte man in traditioneller Weise das Vereinsfest mit gemeinsamer heiliger Kommunion begangen.

Nach dem Sommersemester 1876 legte Hitze das Seniorat nieder, um sich auf den Abschluss seiner Studien und den Eintritt ins Priesterseminar vorzubereiten. Gleichzeitig überarbeitete er seine vor der Unitas gehaltenen Vorträge zur Sozialen Frage und bereitete ihre Drucklegung vor. Im Sommer 1877 erschein dann im Verlag der Paderborner Bonifatius-Druckerei sein 320 Seiten starkes Jugendwerk: „Die soziale Frage und die Bestrebungen zu ihrer Lösung mit besonderer Berücksichtigung der verschiedenen sozialen Parteien in Deutschland."

(Auszug aus "Der Student Franz Hitze in Würzung" in unitas 6/1975)

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