Auf unitarischer Zeitreise in Tübingen – Bericht vom AHB-HDB-Tag 2025
von Unitas-Verband

Die Unitas mag manchem vorkommen wie ein durch und durch rheinischer Spross aus dem dortigen katholischen Milieu, doch liegt eine der Wurzeln unseres Verbandes in Württemberg: Vor 170 Jahren wurde in Tübingen der zweite Unitas-Coetus gegründet. Dies war der Anlass für eine unitarische Zeitreise zum AHB-HDB-Tag am ersten Septemberwochenende in die altehrwürdige Universitätsstadt am Neckar.
Bei sonnig spätsommerlichem Wetter hatten sich rund 30 Bundesschwestern und Bundesbrüder mit ihren Partnerinnen und Partnern in Tübingen eingefunden. Wir bezogen Quartier im Hotel direkt unterhalb des Schlosses Hohentübingen und trafen uns zum Begrüßungsabend im Biergarten Neckarmüller direkt am Fluss. Am folgenden Vormittag konnten wir auf einem „Poetischen Stadtspaziergang“ einigen Dichtern und Denkern begegnen, deren es in der Geschichte Tübingens nie gemangelt hat, darunter Ludwig Uhland und Friedrich Hölderlin. Im Hölderlinturm am Neckar, in welchem der Dichter seine letzten Lebensjahrzehnte zugebracht hat, endete die Führung mit der Gelegenheit, das dort eingerichtete Hölderlin-Museum zu besichtigen. Der Nachmittag wurde ausgefüllt von einer gemeinsamen Stocherkahnfahrt auf dem Neckar. Aus der Perspektive eines Bootsreisenden kamen die schönsten Ansichten der Stadt Tübingen bestens zur Geltung. Am Abend gingen wir auf unitarische Zeitreise: Bsr. Franziska Vosseberg, Stellvertretende Vorsitzende des Hohedamenbundes, hatte Berichte, Fotografien und Dokumente aus den vergangenen Jahrzehnten der Unitas mitgebracht. Die Ereignisse, Geschichten und so manches Jugendbildnis der Teilnehmer boten Gelegenheit zum Schmunzeln, zur Erinnerung und zur Bekräftigung alter Freundschaften. Ein besonderer Höhepunkt war der Bericht von Bbr. Prof. Dr. Hubert Braun, langjähriger Vorsitzender des Hochschulpolitischen Beirats des Unitas-Verbandes und Träger der Goldenen Unitas-Nadel, über seine Zeit als Aktiver bei Unitas-Markomannia Tübingen in den 1950er Jahren, an deren sehr erfolgreicher Wiederbegründung er großen Anteil hatte. Überaus ergreifend war es, als dann alle einstimmten in die lange nicht mehr gehörte Farbenstrophe von Unitas-Markomannia:
„Wer zum Glauben treu will stehen, braucht nicht nur ein Herze rein.
Nein, deshalb, ihr Markomannen, müssen wir wie Brüder sein:
fest und treu, ihr Bundesbrüder, gold-weiß-blau ist unser Band,
darauf schwört mit ganzem Herzen, darauf schwört mit Herz und Hand!“
In gehobener Stimmung wurde den ganzen Abend über die unitarische amicitia gepflegt. Am Sonntag wurde dann ein echtes unitarisches Vereinsfest gefeiert – nur in umgekehrter Reihenfolge: dem Frühstück im Hotel schloss sich die Morgensitzung an, bevor alle zum Hochamt in die Kirche St. Johannes zogen. In einem äußerst gelungenen, informativen und ansprechenden Vortrag zur Morgensitzung sprach Bbr. Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner vom Seminar für Alte Geschichte der Eberhard-Karls-Universität Tübingen über das Thema „Wann und wie gesellschaftlicher Konsens zerbricht: Das Beispiel des demokratischen Athens“. Er führte die Zuhörerschaft in das Athen des 5. Jahrhunderts vor Christus und beschrieb die Krisen und inneren Konflikte der attischen Demokratie in der Zeit des Peloponnesischen Krieges. Fazit: Eine Zeitreise, die sich gelohnt hat. Zum Vormerken: Der nächste AHB-HDB-Tag findet am 4.-6.9.2026 in Naumburg an der Saale statt, u.a. mit Besuch auf der Rudelsburg.
Christian Poplutz, Vorsitzender des Altherrenbundes